Ein Typ, ein guter Typ, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt

„Erzähle mir doch etwas über Dich, ohne Dich selbst so wichtig zu nehmen“, so ein Freund beim gemeinsamen Wein zum Abendessen.

„So richtig als Mensch?“ meine Gegenfrage.

„Ja – Deine Kunden wollen schließlich ebenfalls wissen, was das für Typen sind, die Du ihnen ans Herz legst!“

Ups. War das Kritik? Oder der Wunsch nach mehr Nähe, Offenheit und Vertrauen?

Ich kann verstehen: Ja, wir sind alle den ganzen Tag in unserer Berufsrolle unterwegs. Und natürlich sind wir alle viel MEHR, als unsere Visitenkarte ausweist. Aber allein die Frage: „Was bist Du denn für ein Typ?“ weckt bei mir innerliche Widerstände.

Darf man diese Frage stellen?

Die meisten Kunden – und auch Interim Manager – kennen mich wohl nur als „Doktor“; als einen, der „über das Fachliche“ kommt. Es hat mich überrascht, dass doch viele Leute, die mich im privaten Umfeld kennenlernen, offenbar die „tiefer“ liegenden Facetten meiner Persönlichkeit kennen und schätzen. Vielleicht, weil ich die auch erst seit einigen Jahren (und mehr für mich selbst) bewusst entwickle?

Ganz offen:

Ich trenne gerne die berufliche Rolle von meinem Privatleben.
Ich berate gerne im Job und helfe gerne anderen Menschen, beruflich erfolgreich zu sein.
Ich bin gerne als „Verkäufer“, Präsentator und Moderator unterwegs.
Ich schreibe gerne Fachbücher und halte Vorträge, wie bald wieder als Key Note Speaker auf einer Konferenz oder als Dozent an einer Business School.
Seit vielen Jahren bin ich an etlichen Stellen in „Ämtern“, selbst in meinem Lions Club.
Dort, am schönen Bodensee, bin ich aktuell in der Aufnahmekommission; da geht es um Neumitglieder, die wir dringend brauchen, um nicht zu veralten.
Doch privat habe ich inzwischen lieber meine Ruhe und meinen Frieden – und bin zurückgezogen als „ganz normaler Mensch unter Menschen“ sehr glücklich.

Mir kommt dabei in den Sinn:

„Allein sein ist etwas anderes als einsam sein!“

Wenn ich nur selten im Zentrum stehe, bringt es mir mehr Lebensqualität, innere Freiheit und Frieden. Das erhält meine Gesundheit, ich brauche weniger Kraft – und kann diese mehr und mehr in meiner inneren Welt wirksam werden lassen. Und wie wichtig Dankbarkeit als Schlüssel zu persönlichem Glück ist, ist mir auch erst in den letzten Jahren aufgegangen. Weisheit des beginnenden Alters? Nicht so klar ist mir, wie sehr Leid als Entwicklungstreiber notwendig ist.

Dazu eine Analogie aus der Welt meiner Kunden, die mich immer wieder aufregt:

Mit dem Wunsch nach einer helfenden interimistischen Hand werde ich oft erst dann angesprochen, wenn es dringend geworden ist. Offenbar gibt es Parallelen zwischen der inneren Entwicklung als Mensch („als Typ“) und der eines Unternehmens?!?

Schon einmal präventiv über Interim Management nachgedacht?

Text:
Dr. Harald Schoenfeld

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