KI – Auswirkungen auf Jobs, Skills und Karrieren – Teil 4
Von Prof. Dr. Günther Singer
Teil 1 bis 3 dieser Blog Serie fokussierten auf die Veränderungen der Arbeitswelt und den Auswirkungen auf Jobs und Skills und wie sie diese erwerben. Nun widmen wir uns dem Umfeld von Karrieren in absehbarer Zukunft und den Investitionen (Kosten, Zeit) die es bedarf um einen attraktiven Job zu haben bzw. zu behalten.
Es ändert sich aber auch grundsätzliches bei Karrieren die den Wettbewerber Künstliche Intelligenz in Betracht ziehen müssen um zu gelingen.
Bei der Entwicklung und Umsetzung der eigenen Karrierestrategie ist es klug eine längerfristige Zukunftsperspektive zu haben. Investitionen in die eigenen Qualifikationen/Skills sollten sich amortisieren. Es sind sich fast alle einig, dass sich vieles ändern wird. Aber was? Da ist die Diskussion eher von Sorge und wenig Substanz geprägt.
Also wie wird die Zukunft aussehen? Die Beschäftigung mit qualifizierten Szenarien ist hier hilfreich. Kai-Fu Lee ein international bekannter KI-Experte sowie Chairman und CEO von Sinovation Ventures (führendes chinesische Technologie-Risikokapitalunternehmen), hat sich mit dem bekannten Science-Fiction-Autor Qiufan Chen zusammengetan und im Buch „KI 2041 Zehn Zukunftsvisionen“ provokante Szenarien entwickelt.
„Eine Chinesin, die es wagt, ihren brasilianischen Freund nicht mehr länger nur in einer virussicheren, virtuellen Realität zu treffen. Ein junger Mann in Sri Lanka, der mittels autonomer Fahrzeuge Leben rettet. Ein Münchner Quantencomputerprofi, der die Welt mit KI-gesteuerten Waffen ins Chaos stürzen will…“ (Amazon, 2024)
Zehn Geschichten führen uns um die Welt und in einen neuen KI-geprägten Alltag, jeweils gefolgt von einem Realitätscheck durch Kai-Fu Lee. Die im Buch verwendeten Technologien sind heute weitgehend schon vorhanden werden aber weiterentwickelt. Die jeweiligen sozio-kulturellen Bezüge sind sehr treffend für den jeweiligen Kulturraum.
Wer gerne die ein Buch als Hörbuch „liest“, dem kann ich die Englischsprachige Audible Version empfehlen. Dies ist als Hörspiel inszeniert und packend spannend.
Die Szenarien können Ihnen ein besseres Verständnis für die Gestaltung Ihrer Karrierestrategie geben. Ja und natürlich auch die Motivation zu investieren und umzusetzen.
Ende der Fiktion. 😉
Lernzeiten und Aufwendungen bedingt durch die neuen Qualifikationsanforderungen
Lassen Sie uns doch kurz zu den Aufwendungen kommen vor wir uns den Karrierestrategien widmen. Diese gelten sowohl für Personen mit einem Bachelor Abschluss oder höher als auch für Fachkräfte mit einem Lehrabschluss die vom technologischen Wandel direkt betroffen sind.
1. Erhalt des Status quo
Zum Erhalt des Status quo bei einem Job der sich nicht stark verändert ist mit einem Arbeitsmonat pro Jahr (20 Tage plus) zu rechnen. Dies umfasst das Lesen von Fachliteratur, beruflich relevante Videos auf YouTube schauen, Kongresse besuchen, eine Zertifizierung für eine spezifische Qualifikation (z.B. Projektmanager) machen und so weiter. Dies sind Maßnahmen die die eigene Employability erhalten und berufsbegleitend absolviert werden.
Bei wissensintensiven Berufen wie Consultants oder Personen die neues Schaffen (Autoren, Entwickler,..) kann der Aufwand weit höher sein. Lernen wird hier aber Teil der Kerntätigkeit.
2. Reskilling/Upskilling
Bei einem Job der sich stark verändert ist mit einer einmaligen Investition von 3-12 Arbeitsmonaten zu rechnen. Dies stellt schon eine Herausforderung bei berufsbegleitenden Qualifizierungsmaßnahmen dar. Bei Fachkräften die es versäumt haben ihre Qualifikationen employable zu halten, geschieht das meist zwischen zwei Jobs finanziert durch einen Sozialplan oder unterstützt vom Arbeitsmarktservice.
Personen die das reskilling/upskilling berufsbegleitend machen absolvieren machen dies über eine längere Periode von einem halben bis zwei Jahren.
3. Recareering
Beim Recareering kommt es zu einem Wechsel in einen Job der grundsätzlich anders ist. Ein Software Ingenieur wird zum Business Analyst. Er hat zwar Transfer-Skills die aus der Qualifikation „Software Ingenieur“ doch benötigt er grundsätzlich neue Business Qualifikationen. Diese können vielleicht durch einen MSc oder EMBA mit Schwerpunkt Business Analytics erworben werden. Dauer der Requalifizierungsmaßnahme 1-3 Jahre. Bei einem Vollzeitjob und Familie ist das nur schwer berufsbegleitend in der Regelzeit zu bewältigen.
Grafik: Günther Singer
Wer zahlt?
Nun die provokante Frage. Wer zahlt? Die Person, das Unternehmen, der Staat?
Es geht ja nicht nur um direkte Schulungskosten sondern auch um Opportunitätskosten, vor allem Zeit.
Ich lasse das mal so im Raum stehen.
Im Teil 5 dieser Serie widmen wir uns wie Sie ich durch eine geeignete Karrierestrategie im Wettbewerb gegen Künstliche Intelligenz behaupten können.
Referenzen
Adobe Stock Photos. (2024). Adobe. https://stock.adobe.com/
Chen Qiufan – Bio. (2024). Wikipedia. Retrieved May 10, 2024 from https://de.wikipedia.org/wiki/Chen_Qiufan
Davenport, T. H., & Kirby, J. (2016). Only Humans Need Apply : Winners and Losers in the Age of Smart Machines (First edition. ed.). HarperBusiness.
Kai-Fu Lee – Bio. (2024). Retrieved May 10, 2024 from https://www.amazon.de/stores/author/B001K8QZ8C/about
Lee, K.-F., & Chen, Q. (2022). KI 2041: Zehn Zukunftsvisionen. Campus Verlag.
Sinovation Ventures. (2024). Retrieved May 10, 2024 from https://www.sinovationventures.com