Für neues Wachstum: „Remote“ führen

Dr. Harald Schönfeld

Geschäftsführer butterflymanager GmbH, Autor dieses Artikels (2021)

Bildlich gesprochen, tritt das Corona-Virus gerade ganzen Industrien in den Hintern, den Sprung auf die nächsthöher gelegene Stufe der Wertschöpfung zu meistern. In Märkten mit hohem Wettbewerb sind die Veränderungen in einer nie dagewesenen Schnelligkeit – aber auch neuen Qualität – umzusetzen. Ein bewährtes Instrument ist der Einsatz von Interim Managern. Professionelle Interim Manager verfügen inzwischen über Remote-Führungsqualitäten, die den Mitarbeitern und Teams nicht nur fachlichen Input, sondern auch motivierende Unterstützung geben. Der Vorteil: Mehr Sicherheit im Wandel und mehr Speed zur Erreichung der Ziele.

Das Arbeiten im Homeoffice, die Nutzung von Videokonferenzen und die Organisation der Arbeit in dezentral arbeitenden Teams wird in vielen Unternehmen immer mehr zum Normalfall. Alle Beteiligten müssen nun herausfinden, wie sie im digitalen Remote-Modus nicht nur funktionsfähig bleiben. Es geht auch darum, weiterhin bei hoher Produktivität und mit Freude zusammenzuarbeiten. Die in aller Munde befindliche Digitalisierung betrifft daher nicht nur „neue Technologien, Systeme, Tools und Prozesse“ sondern vor allem die Art und Weise der Zusammenarbeit. Es liegt auf der Hand: Die digitale Vernetzung fördert die Entstehung einer „neuen Kultur“ im Umgang miteinander.

Innovation für nachhaltigen Erfolg

Brandbeschleuniger für Innovationen

Das Corona-Virus ist ein nie dagewesener Brandbeschleuniger für Veränderungen. Ganze Branchen, vom Mittelstand bis hin zum Großkonzern, sind gehalten, die vorhandenen Themen eines „Innovation Windows“ (siehe Abbildung) aufzunehmen und umzusetzen. Innovationen gelten ja als DIE entscheidende Größe für nachhaltigen Erfolg. Das Ziel besteht darin, den Sprung auf die nächsthöher gelegene Stufe der Wertschöpfung erfolgreich zu meistern. (Quelle der Abbildung: Sanjiv Singh, 2016, Literaturangabe unten).

In der aktuellen Phase werden Unternehmen geradezu gesetzlich gezwungen, sich auf den Weg zu neuem Wachstum zu machen! Das klassische Beispiel ist die Pflicht zum Homeoffice und der daraus entstehenden Notwendigkeit zur Nutzung digitaler Kollaborationslösungen. Diese erweisen sich in der Praxis als äußerst effektive und die Produktivität sogar fördernde Tools, die Zeit und Kosten bei allen Beteiligten sparen.

Die Corona-Veränderungen betreffen den gesamten Kosmos des Arbeitslebens. Beispielhaft seinen genannt: Die innere und äußere Verfassung der Mitarbeitenden (z.B. Einstellung zur Aufgabe, neue Skills) sowie das Zusammenspiel und die Organisation der Akteure und Systeme (z.B. Prozesse, Tools, Art der Mitarbeiterführung). Das erfordert massive Investitionen in neue Kompetenzen (Aus- und Weiterbildung) und eine Überarbeitung und Optimierung der betrieblichen Infrastrukturen, der Organisation, Prozesse – und natürlich des Umgangs miteinander.

Führungskräfte sind in besonderer Weise gefordert

Damit trifft diese Herausforderung insbesondere die verantwortlichen Manager und Projektleiter, zu deren Aufgabe die zielorientierte Führung und die Motivation von Mitarbeitern gehört. Meist sind alle Beteiligten jedoch seit Corona viel weniger vor Ort am „normalen“ Arbeitsplatz anzutreffen. Wesentlich ist nun – selbst „auf räumlichem Abstand“ und in einem ausserdem noch durch Veränderungen und Belastungen gekennzeichneten Umfeld – hervorragend mit Menschen kommunizieren zu können.

Es gilt die alte Weisheit: „Glaubwürdig beurteilen, entscheiden und führen kann nur, wer als Person selbst vorlebt, was er von anderen fordert!“ In einer zunehmend digitaler werdenden Welt heisst dass: „ … wer sich als Person intensiv mit der neuen digitalen Welt mit ihren Tools, Prozessen und ihrer besonderen Kultur beschäftigt und entsprechende Kompetenzen selbst erwirbt.“ Um Missverständnisse auszuräumen: Ich fordere nicht, dass eine Führungskraft sich jetzt nebenbei zum Programmierer ausbilden lassen soll; doch die aktuellen digitalen Grundlagen des Fachgebietes und die digitalen Methoden und Tools der Zusammenarbeit sollten beherrscht werden.

Normalerweise wäre ein klassischer Rat: Geben Sie dem Neuen genügend Zeit und Raum, sich zu entwickeln, damit es wirksam werden kann. Respektieren Sie all die Skepsis und Widerstände. Lassen Sie Vertrauen wachsen, investieren Sie in Training und lassen Sie Ihre Teams professionell coachen bzw. begleiten. Doch bei der Geschwindigkeit der Märkte ist Zeit ein kostbares Gut. Es geht aktuell (und das ist das Neue an Corona) darum, in kürzester Zeit die Richtung zu finden und in die Umsetzung zu kommen. Und zwar mit hoher Qualität. Die Fehlertoleranz ist in Märkten mit globalem Wettbewerb und optimierten Kapitaldecken meist nur sehr klein.

Umsetzung mit Schnelligkeit und Qualität

Veränderungen können jedoch unterstützt werden, damit Sie in der erforderlichen Schnelligkeit und Qualität gelingen. Ein seit vielen Jahren bewährtes Instrument ist der Einsatz von Interim Managern.

Interim Manager sind es gewohnt, in „Sondersituationen“ oder bei Veränderungsprozessen eingesetzt zu werden. Es ist Teil ihres Berufsbildes und ihrer Qualifikation, mit Mitarbeitern sehr schnell in zielführender Weise zu kommunizieren und Vertrauen aufzubauen. Professionelle Interim Manager verfügen inzwischen über Remote-Führungsqualitäten, die – auch unter Einsatz digitaler Tools zur Zusammenarbeit – den Mitarbeitern motivierende, persönliche Unterstützung geben. Das hilft Unternehmen auch in schwierigen Zeiten, funktionsfähig zu bleiben und die anstehenden Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Das Ergebnis vieler Gespräche mit Führungskräften bei Kunden-Unternehmen und Interim Manager sind die folgenden Praxistipps, die sich bewährt haben:

butterflymanager®-Praxistipps zu Führung im Remote-Modus

Tipp 1: Seien Sie transparent und kommunizieren Sie regelmäßig!

Bei Mitarbeitenden, die sich isoliert fühlen, kommen schnell Sorgen auf. Das kann den Fortbestand des Betriebes betreffen, die persönliche Arbeitsplatzsicherheit oder Unsicherheiten, ob die eigenen Fähigkeiten bei all den Veränderungen noch ausreichen. Wie in jeder Krisensituation gibt es Sicherheit, wenn die Vorhaben des Unternehmens proaktiv, ehrlich und transparent kommuniziert werden. Begründen Sie in nachvollziehbarer Weise – und aktualisieren Sie diese Informationen regelmäßig.

Tipp 2: Halten Sie persönliche Kontakte aufrecht!

Der Aufbau und die Pflege einer regelmäßigen Kommunikation ist bei dezentral arbeitenden Mitarbeitenden und Teams unerlässlich. E-Mails reichen nicht aus. Rufen Sie doch „einfach nur mal so“ Ihre Mitarbeitenden an! Planen Sie zudem regelmäßige Treffen Ihrer Teams per Videokonferenz, z.B. im wöchentlichen Rhythmus. Es ist wichtig, dass sich Remote-Mitarbeitende einbezogen und verantwortlich fühlen. Weil jeder Mitarbeitende auch noch persönliche Bedürfnisse hat: Bieten Sie Möglichkeiten für (vertrauliche) Einzelgespräche an. Das kann unter Einbezug der Personalabteilung geschehen.

Tipp 3: Sorgen Sie für Struktur – aber auch für Grenzen!

Verwenden Sie moderne Kommunikationskanäle wie integrierte Projektmanagement-Lösungen. Diese ermöglichen nicht nur einen direkten und durchaus persönlichen Austausch; meist sorgen sie auch für „Ordnung“ und „Struktur“. Achten Sie als Führungskraft jedoch auf die Einhaltung von Grenzen:  Schon in den Zeiten vor Corona war die Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit ein Thema. Gerade durch das Smartphone war ja auch bisher schon jeder Mitarbeitende im Grunde permanent erreichbar. Das richtige Maß an Respekt vor dem Privatleben gilt gerade in Zeiten, in denen die Mitarbeitenden nicht (mehr) in einem geregelten Bürobetrieb tätig sind. Nehmen Sie daher möglichst nur während der normalen Arbeitszeit Kontakt mit ihnen auf – und berücksichtigen Sie ihre Lebensumstände. Ermutigen Sie jedoch gleichzeitig die Mitarbeitenden, selbst im Homeoffice strukturiert und gesetzeskonform zu arbeiten. Dabei sind sowohl die Pausen als auch die vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten einzuhalten!

Tipp 4: Entwickeln Sie die Mitarbeiter gezielt und wertschätzend!

Ob es sich um eine Ausnahmesituation, wie durch Corona, oder um eine andere Umstellung der Geschäftsprozesse handelt: Es wird deutlich, wie wichtig Weiterbildung und die Entwicklung der Mitarbeiter ist. Gerade wenn Mitarbeiter remote arbeiten, können sie die Möglichkeiten digitaler Lernplattformen nutzen. Abgesehen davon, dass Mitarbeiter damit ihre persönlichen Kompetenzen ausweiten und für das Unternehmen wertvoller werden: Sie fühlen sich in schwierigen Zeiten wertgeschätzt!

Tipp 5: Sorgen Sie für klare Sprache – von allen!

In der Praxis hat sich gezeigt, dass digitale Tools gute und vertrauensvolle persönliche Beziehungen nicht 1:1 ersetzen können. Das Gespräch beim gemeinsamen Kaffee, das gemeinsam eingenommene Mittagsessen oder einfach auch nur ein freundliches Grüßen auf dem Flur enthält immer auch Botschaften, die in Videokonferenzen oder digitalen Chats nur unzureichend vermittelt werden können. Moderne Kollaborations-Lösungen bieten zahlreiche Möglichkeiten, um hier etwas auszugleichen. Es ist jedoch mehr Achtsamkeit, Bewusstheit und Mut zur Klarheit gefragt.

Denken Sie als Führungskraft daran, den Mitarbeitenden in den digitalen Besprechungen ganz gezielt und deutlich zu sagen, was Sie meinen und wie das zu interpretieren ist, was Sie sagen. In der anderen Kommunikationsrichtung: Stellen Sie sicher, dass auch Sie gut zuhören und verstehen, was die Mitarbeitenden zum Ausdruck bringen – und Sie korrekt interpretieren, wie es gemeint ist. Das erfordert eine neue Qualität des Austausches!

Wenn Dinge gut laufen:  Danken und „belohnen“ Sie ganz bewusst für besonderen Einsatz, für herausragende Leistungen oder das Erwerben neuer Qualifikationen. Machen Sie das im Team sichtbar – auch wenn es Ihnen anfangs vielleicht etwas zu übertrieben vorkommen mag. Neben der expliziten Erwähnung von Erfolgen im Gespräch sind digitale Geburtstagskarten oder das bewusste Anstoßen auf das Erreichte im Video-Team-Meeting gute und motivierende Beispiele, die sich in der Praxis bewährt haben.

Autor:

Dr. Harald Schönfeld
Geschäftsführer butterflymanager GmbH
Co-Autor des Fachbuches: „Karriere-Handbuch für Interim Manager – Erfolg als Freelancer im Management“.

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