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„Führen remote“ durch (Interim) Manager

Das Arbeiten im Homeoffice, die Nutzung von Videokonferenzen und die Organisation der Arbeit in dezentral arbeitenden Teams wird in vielen Unternehmen immer mehr zum Normalfall. Alle Beteiligten müssen nun herausfinden, wie sie im digitalen Remote-Modus nicht nur funktionsfähig bleiben, sondern weiterhin bei hoher Produktivität zusammenarbeiten. Diese Herausforderung trifft insbesondere verantwortliche Manager und Projektleiter, zu deren Aufgabe die zielorientierte Führung und Motivation von Mitarbeitern gehört. Wesentlich ist dabei, selbst in einem belastenden Umfeld hervorragend mit Menschen kommunizieren zu können und neue digitale Tools sicher zu beherrschen.

Interim Manager sind es gewohnt, in „Sondersituationen“ oder bei Veränderungsprozessen eingesetzt zu werden. Es ist Teil ihres Berufsbildes und ihrer Qualifikation, mit Mitarbeitern sehr schnell in zielführender Weise zu kommunizieren und Vertrauen aufzubauen. Professionelle Interim Manager verfügen inzwischen über Remote-Führungsqualitäten, die – auch unter Einsatz digitaler Tools – den Mitarbeitern motivierende, persönliche Unterstützung geben. Das hilft Unternehmen auch in schwierigen Zeiten, funktionsfähig zu bleiben und die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.

Fünf Tipps, um Führung im Remote-Modus zu erleichtern:

1.Seien Sie transparent und kommunizieren Sie regelmässig

Bei Mitarbeitenden, die sich isoliert fühlen, kommen schnell Sorgen auf. Das kann den Fortbestand des Betriebes betreffen, die persönliche Arbeitsplatzsicherheit oder Unsicherheiten, ob die eigenen Fähigkeiten bei all den Veränderungen noch ausreichen. Wie in jeder „Krisensituation“ gibt es Sicherheit, wenn die Vorhaben des Unternehmens proaktiv und transparent kommuniziert werden. Begründen Sie in nachvollziehbarer Weise – und aktualisieren Sie diese Informationen regelmässig.

2. Halten Sie persönliche Kontakte aufrecht – wenn auch „nur“ digital oder per Telefonanruf oder Videocall

Der Aufbau und die Pflege einer regelmässigen Kommunikation ist bei dezentral arbeitenden Mitarbeitenden und Teams unerlässlich. E-Mails und Telefonate reichen nicht aus. Verwenden Sie Kommunikationskanäle wie Arbeits-Chat-Plattformen (ein Beispiel ist MS Teams). Diese sind entspannter und persönlicher; meist sorgen sie auch für „Ordnung“ und „Struktur“. Planen Sie zudem regelmässige persönliche Treffen Ihrer Teams per Videokonferenz, z.B. im wöchentlichen Rhythmus. Es ist wichtig, dass sich Remote-Mitarbeitende einbezogen und verantwortlich fühlen. Weil jeder Mitarbeitende auch noch persönliche Bedürfnisse hat: Bieten Sie Möglichkeiten für (vertrauliche) Einzelgespräche an. Das kann unter Einbezug der Personalabteilung geschehen.

3. Sorgen Sie für Struktur – aber respektieren Sie Grenzen

Schon in den Zeiten vor Corona war die Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit ein Thema. Gerade durch das Smartphone war ja auch bisher schon jeder Mitarbeitende im Grunde permanent erreichbar. Das richtige Mass an Respekt vor dem Privatleben gilt gerade in diesen Zeiten, wenn die Mitarbeitenden nicht in einem geregelten Bürobetrieb tätig sind. Nehmen Sie möglichst nur während der normalen Arbeitszeit Kontakt auf – und berücksichtigen Sie die Lebensumstände. Ermutigen Sie auf der anderen Seite jedoch gleichzeitig die Mitarbeitenden, auch im Homeoffice strukturiert zu arbeiten. Auch dabei sind Pausen sowie Arbeitszeiten einzuhalten!

4. Entwickeln Sie die Mitarbeiter gezielt und wertschätzend

Ob es sich um eine Ausnahmesituation, wie jetzt durch Corona, oder um eine andere Umstellung der Geschäftsprozesse handelt: Es wird deutlich, wie wichtig Weiterbildung und die Entwicklung der Mitarbeiter sind. Gerade wenn Mitarbeiter remote arbeiten, können sie die Möglichkeiten digitaler HR-, HCM- und Lernplattformen nutzen. Abgesehen davon, dass Mitarbeiter damit ihre persönlichen Kompetenzen ausweiten und für das Unternehmen wertvoller werden: Sie fühlen sich in schwierigen Zeiten wertgeschätzt!

5. Wenn Sie Digitale Tools nutzen: Sprechen Sie eine klare Sprache und motivieren Sie bewußt

In der Praxis hat sich gezeigt, dass digitale Tools gute und vertrauensvolle persönliche Beziehungen nicht 1:1 ersetzen können. Das Gespräch beim gemeinsamen Kaffee, das gemeinsam eingenommene Mittagsessen oder einfach auch nur ein freundliches Grüssen auf dem Flur enthält immer auch Botschaften, die in Videokonferenzen oder am Telefon nur unzureichend vermittelt werden können. Moderne HR- und HCM-Lösungen bieten zahlreiche Möglichkeiten, um hier etwas auszugleichen. Es ist jedoch etwas mehr „Bewusstheit“ gefragt.

Denken Sie als Führungskraft daran, den Mitarbeitenden in den digitalen Besprechungen ganz gezielt und deutlich zu sagen, was Sie meinen und wie das zu interpretieren ist, was Sie sagen. „Belohnen“ Sie auch ganz bewusst für besonderen Einsatz, für herausragende Leistungen oder das Erwerben neuer Qualifikationen. Machen Sie das im Team sichtbar – auch wenn es Ihnen anfangs vielleicht etwas zu übertrieben vorkommen mag. Neben der expliziten Erwähnung von Erfolgen im Gespräch sind digitale Geburtstagskarten oder das bewusste Anstossen auf das Erreichte im Video-Team-Meeting gute Beispiele, die sich in der Praxis bewährt haben.

Autor:

Dr. Harald Schönfeld, Geschäftsführer butterflymanager GmbH

Co-Autor des Fachbuches: „Karriere-Handbuch für Interim Manager“.

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